
Es kommt immer wieder die Frage auf, was denn die Unterschiede zwischen der ELx705 und der JLx2 sind?
Die ELx705 ist weithin dafür bekannt, daß man sie bei Coverstichmaschinen wie der Babylock BLCS, der Janome CP 2000 und diversen anderen nimmt. Nun haben auch solche Maschinen manchmal einen Fehlstich oder einen unsauber liegenden Stich und irgendwer kommt dann auf die Idee, man kann ja eine andere Nadel ausprobieren und in manchen alten Fachhandelsschubladen liegen dann noch JLx2 rum und man probiert die in einer mondbeschienenen Nacht aus ... und Ei der Daus ... sie funktioniert!
Dummerweise ist es dann oft nicht reproduzierbar. Weder auf anderen Maschinen gleichen Typs, die ursprünglich für eine ELx705 konstruiert wurden, noch auf derselben Maschine.
Meist liegt es einfach daran, daß die eigene Maschine irgendein Problem mit der mechanischen Einstellung hat, weshalb es zu dem Problem kommt oder es liegt an einem sehr ausgefallenen Garn oder Nähgut.
Schauen wir uns die Nadeln einfach mal an. Wir haben hier eine ELx705 in 80 von Organ und eine JLx2 in 75 von Schmetz.
Die Unterschiede in der Nadelstärke sind 0,8mm auf 0,75mm und beim Nähen zwar Fußballfelder, aber beim Vergleich hier zu vernachlässigen.
Das Bild ist leider etwas unscharf, aber alles wichtige erkennt man erst mal.
- Die Nadeln sind von Kolbenoberkante zu Oberkante Nadelöhr gleichlang.
- Der Kolben ist bei der JLx2 länger.
- Die Nadelspitze ist bei der JLx2 kürzer
- Das Öhr ist bei der JLx2 kleiner
- Die lange Rille vorne ist bei der JLx2 weiter nach oben in den Kolben gezogen.
Von hinten sehen wir ...
- Die Hohlkehle der JLx2 ist länger.
- Die hintere "kurze" Rille der JLx2 ist länger.
Hier noch einmal ein besseres Bild von der Vorderseite der Nadeln mit Blick auf die Nadelöhre und Spitzenformen.
Und hier noch eines von hinten mit Blick auf die Hohlkehle.
Mit einem Messschieber kriegen wir hinreichend genaue Angaben für einen ersten Blick, den wir hier machen.
- Die Kolbenstärke nach hinten ist bei beiden gleiche 1,6mm
- Die Länge der Spitze ab Oberkante Nadelöhr sind bei der ELx705 4,85mm und bei der JLx2 3,7mm.
- Die Länge der hinteren Rille ist bei der ELx705 14,5mm und bei der JLx2 16,65mm.
Was sagt uns das jetzt alles?
Die Nadeln sind in wichtigen Parametern grundverschieden!
Fangen wir oben an, vorne runter und hinten wieder hoch ...
Die gleichen Kolbendicken bedeuten, daß die Nadeln beide identisch weit vom Greifer wegstehen werden und identisch im Stichloch einstechen werden.
Die unterschiedlich langen Kolben sorgen dafür, daß die JLx2 eher mit dem Kolben ins Nähgut fährt und damit wird dann zum einen die maximal nähbare Dicke beschränkt, zum anderen ändert das die Schlingenbildung, wenn man diesen Punkt erreicht. Die Schlinge wird nämlich dann nach vorne ausgebildet und nicht mehr nach hinten. Schlingenform und -lage ändern sich in dem Falle sehr schnell, sehr dramatisch.
Das Nadelöhr der ELx705 ist größer und bietet dem Faden mehr Platz. Durch den geringeren Platz bei der JLx2 kann der Faden schlechter machen was er will. Man erlangt also ein wenig Kontrolle, erkauft sich das aber mit einer geringer nähbaren Garnstärke und einer höheren Last auf dem Oberfaden, wenn er da durch muß. Was aber sehr stark von der Garnstärke und Garnkonstruktion abhängt.
Die Länge der Spitze ist ein sehr wichtiger Unterschied, der vermutlich beim Coverstich schnell zum tragen kommt. Generell drückt die kurze Spitze das Nähgut schneller auf. Die ELx705 ist da also materialschonender. Die lange Spitze der ELx705 erfasst die einzustechende Schlinge beim Coverstich früher. Die JLx2 mit der kurzen Spitze erfasst die Schlinge später ... Hier wird es jetzt interessant, weil die Schlinge Zeit braucht sich zu bilden. Die lange Spitze der ELx705 kann bei zu geringer Schlingenbildung an der Schlinge vorbeistechen, was in einem Fehlstich resultiert. Die JLx2 läßt dem Faden mehr Zeit eine Schlinge zu bilden und kann die dann größere Schlinge besser fassen - allerdings gilt das bei einer Maschine, die für eine ELx705 konstruiert wurde nicht, weil da dann die Schlinge so groß ist, daß diese gerne mal wegklappt und dann haben wir wieder einen Fehlstich.
Die Hohlkehle der JLx2 ist länger und damit kann der Greifer höher über dem Nadelöhr in die Nadel greifen, was je nach Einstellung und Konstruktion der Maschine eine Notwendigkeit ist. Setzt man eine ELx705 in eine Maschine für JLx2 ein, kann es einem passieren, daß der Greifer in die Nadel kracht und beide schweren Schaden nehmen. Die JLx2 wird durch die lange Hohlkehle etwas schwächer sein und eher dazu neigen, sich zu verbiegen. Das kann ein Vorteil sein, wenn die Maschine das wegen der Greiferform/-bewegung dies erfordern soll, meist wird es eher Probleme machen, wenn die Spannungen oder Hebel z.B. für einen hohen Zug auf dem Garn sorgen.
Hinten ist die kurze Rille der JLx2 länger als bei der ELx705. Das ist wichtig für die Schlingenbildung des Nadelfadens hinter der Nadel. Die Schlinge der JLx2 wird kleiner und die der ELx705 größer. Hier gilt dasselbe wie oben schon beschrieben, eine zu kleine Schlinge kann zu Fehlstichen führen, weil der Greifer die Schlinge nicht fassen kann und eine zu große Schlinge kann wegklappen und auch dabei kommt es dann zu einem Fehlstich.
Was ist jetzt die Quintessenz der ganzen einzelnen Punkte?
Es ist sehr schlicht und einfach - Nähmaschinen und dazu zählen auch Coverstichmaschinen sind für einen bestimmten Nadeltyp konstruiert und der Konstrukteur hat sich was dabei gedacht. Man bleibt also am besten beim Nadeltyp, der für diese Nähmaschine bestimmt ist.
hat man Probleme mit Fehlstichen, dann sieht man zu, daß man die Ursache findet und die liegt an der Nadelstärke, der Nadelspitze, dem Garn, der Bedienung - da am häufigsten - oder aber halt an der Einstellung bzw. Grundkonstruktion der Nähmaschine/Coverstichmaschine.
Näht eine Coverstichmaschine mit einer JLx2 besser als mit einer ELx705, dann hat man lediglich einen sehr guten und wichtigen Hinweis darauf, daß das Timing der Maschine mit sehr großer Wahrscheinlichkeit schlicht und einfach verstellt ist.
Viel Spaß und laßt Euch nicht frusten, nähen macht Spaß und forschen auch.
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